Knochenjob von Sarah Adler [REZENSION]

August 28, 2017




1. Dies ist eine Geschichte über den Tod.
2. Dies ist eine Geschichte über den Tod, der das Nasenbein gestrichen voll hat von rostigen Sensen und kratzigen Umhängen.
3. Dies ist eine Geschichte über den Tod, die folgende Dinge beinhaltet:
Das Leben
Das Schicksal
Eine Reise zur Zeit
Den todesmutigen Versuch, ein paar Menschen zu retten
Und ein zufällig gelüftetes Geheimnis, das alles über den Haufen wirft.
Aber lest selbst.


An dieses Buch bin ich ohne irgendwelche Erwartungen heran gegangen. Nicht, dass ich es vorher nicht gestalked hätte. Auf Amazon hat es ausschließlich positive Bewertungen, aber in diversen Gruppen auf Facebook begegnen einem immer wieder kritische Stimmen. Diese Widersprüchlichkeit machte mich neugierig, mir eine eigene Meinung zu bilden.




Vorweg: Ich kann verstehen, weshalb das Buch Lesern nicht gefällt, sie aber dennoch keine negative Rezension verfassen. Am Schreibstil der Autorin ist nichts auszusetzen. Er ist sauber, äußerst ausgereift und angenehm zu lesen. Sie versteht es wie kaum ein anderer – zumindest ist mir seit langem nichts Vergleichbares untergekommen – mit Worten zu spielen, mit Buchstaben zu malen, als wären die leeren Seiten eines Buches ihre ganz persönliche Leinwand und mit Formulierungen zu zaubern.

Sarah Adlers Schreibstil ist speziell. Geradezu poetisch. Und steht daher in einem direkten Kontrast zum Inhalt ihrer Geschichten. Denn auch ihr Humor ist speziell. Tiefschwarz. Sarkastisch. Lässig. Unkonventionell. Sie passt in keine Schublade und das ist auch gut so.
Aber genau deshalb kann ich verstehen, weshalb viele Leser nichts mit ihren Büchern anfangen können. Ihre Geschichten sind wie avantgardistische Kunst. Entweder man liebt es oder man hasst es.

Ich gehöre zu der Fraktion, die es liebt!
Nun zu Knochenjob selbst: Worum geht es? Kurz gesagt, es geht um den Tod, der dem Leser von Seite eins an damit volllabert, wie ungerecht doch alles ist, wie gemein alle zu ihm sind, dass er sich unverstanden und diffamiert fühlt und eigentlich auf all das keinen Bock mehr hat.
Da er aber nun einmal diesen Job hat, der – wie er einem sehr überzeugend darlegt, wirklich ein Knochenjob ist (#alleinderTitelistschoneinplatterWortwitz #einervonunzähligen  #ILoveIt!) – versucht er mit allen Mitteln das Beste daraus zu machen, schlittert dabei in seinen (leicht) naiven Versuchen von einer Katastrophe in die nächste und stößt seinen Kollegen mächtig vor den Kopf. Macht nichts, er kann die anderen sowieso nicht ausstehen!

Beeindruckend fand ich auch Sarah Adlers Spiel mit den Erwartungen der Leser und wie sie gekonnt alle Regeln bricht (oder erstellt sie einfach neue, eigene, die nur für sie gelten?)
Es fängt mit einem poetisch-dunklem Prolog an, der mit dem letzten Satz jegliche Ernsthaftigkeit der beschriebenen Lage verliert. Ab da weiß man schon: dieses Buch wird anders und trotzdem hat man noch keine Ahnung, wie episch die Reise wird, auf die die Autorin einen entführen wird. Nach diesem Prolog rechnete ich damit, dass sich der zum Ende hin damit schließen und der Schluss die Auflösung bilden wird. Haha. Falsch gedacht, du Trottel (damit meine ich mich). Aber ich kann mir keinen Vorwurf machen, schließlich kannte ich da Sarah Adlers Erfindungsreichtum noch nicht. 
Stattdessen wird die Auflösung zu dem, im Prolog suggerierten Knall ganz nebenbei, in einem bedeutungslosen Nebensatz abgekanzelt.
Was das Ganze meiner Meinung nach umso stärker macht.

Meine persönlichen Highlights: Der Chat-Room. Wie Tod denkt, sein Image durch Nahtod-Erfahrungen aufzupolieren. Krankheit. Das Ende. Tod. Ach … das ganze Buch ist ein einziges Highlight!

Ich muss zugeben, dass ich an meine Grenzen stoße, eine Rezension zu diesem Buch zu verfassen. Es ist, als würde man versuchen einem Blinden die majestätische Schönheit des Sonnenunterganges zu erklären. Worte reichen nicht. Man muss es mit eigenen Augen sehen.
Der Klappentext trifft es eigentlich perfekt. Weshalb mache ich mir überhaupt die Mühe, zu versuchen, eine Rezension zu verfassen, die dem Buch gerecht wird? :-)

Hierbei handelt es sich um keine seichte Lektüre, die man an einem Abend wegliest. So locker und comicartig das Cover auch sein mag, so anspruchsvoll und besonders ist der Inhalt. Und doch passt das Cover perfekt. Lasst euch auf dieses Buch ein, wenn euch mal der Sinn nach etwas steht, das komplett anders und geradezu künstlerisch ist. Lest die Leseprobe, schaut, ob euch der Stil zusagt. Wenn ja, dann verspreche ich euch, dass ihr ein ganz besonderes Schmuckstück in den Händen haltet und euer Herz bedingungslos an eine unheimlich talentierte Autorin verlieren werdet! (Ich hafte nicht, falls ihr süchtig werdet – sagt nachher nicht, ich hätte euch nicht gewarnt!)



Definitiv eins meiner Highlights in 2017.
Fünf glitzernde Glitzerhäufchen!
Euer John! (der schon zu dem neusten Werk der Autorin „Rabenaas“ schielt …)
Wer kennt das Buch? Wie fandet ihr es? Ich freue mich auf eure Kommentare!






Lass dich überraschen

1 Kommentare

  1. Hey,

    die Bücher von Sarah Adler fristen noch ihr Dasein auf meiner Wunschliste, aber es klingt nach einem Buch, dass mir gefallen wird :)

    Grüße,
    Jessica

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